Bild für die Welt in Zukunft – Die Welt im kollektiven Fasten-Modus durch Corona
Karl v. Koerber, 19. März 2020
(während eines intensiven telefonischen Austauschs mit meiner jahrzehntelangen Lebensbegleiterin, Francoise Wilhelmi de Toledo, Mit-Inhaberin der Fastenklinik Buchinger-Wilhelmi am Bodensee)
Die Welt fährt runter durch Corona.
Das soziale Leben fährt runter auf ein Minimum, es bleiben nicht viele direkte Kontakte.
Zeit für das Wesentliche, Konzentration, Besinnung auf die inneren Werte, auf das, was wirklich zählt.
Und die nährenden Verbindungen zu lieben Freund*innen, Verwandten und engsten Nachbar*innen per Telefon bzw. mit Abstand im Flur oder draußen.
Die Welt wird eine Weile ruhig und still.
Die Welt wird nach Corona verändert sein, sehr wesentlich verändert.
Es kommt mir vor, wie ins Fasten zu gehen, zu einem kollektiven Fasten.
Die Welt fastet und kommt zur Ruhe – Reisen, Ablenkung, Unwesentliches entfällt.
Nach dem Fasten kommt der Fastenaufbau.
Es wird darauf ankommen und es gibt die Chance, dass wir den Aufbau besser machen, als es vorher war.
Dass wir aufs Klima und andere Umwelt-Erfordernisse achten, auf Mitmenschlichkeit im nahen, nationalen und europäischen Umfeld, auf globale Gerechtigkeit und Solidarität.
Es fällt nach dem Fasten leichter, das Neue aufzubauen, als dies aus dem laufenden Betrieb zu etablieren.
[In Analogie zum Fastenaufbau, wo wir neue Ernährungsgewohnheiten aufbauen können, was wesentlich leichter fällt als aus dem „normalen“ Essen, wo viele Änderungen als Verzicht oder gar als Verbot empfunden werden – das Vorzeichen ist dort negativ, beim Beginn an der Nulllinie nach dem Fasten aber positiv!]
Krise als Chance!
Fasten als Besinnung und Klärung.
[Das zeigt die Erfahrung, dass nach mehreren Tagen Fasten eine geistige Klarheit entstehen kann, die uns das eigene Leben „wie von oben“ aus der Vogelperspektive erleben lässt – wo deutlich „sichtbar“ klar wird, wo das Leben danach hinführen sollte. So habe ich es z. B. erlebt bei meiner ersten Fastenerfahrung in der Klinik Buchinger-Wilhelmi vor 23 Jahren, wo ich die beste Entscheidung meines Lebens traf, aus der schwierigen Situation in Gießen/Marburg nach München zu ziehen und ein neues
berufliches und privates Leben zu beginnen.]
Fastenaufbau als Neustart und Wendung zum Positiven!
Was mich umtreibt, sind die vielen „Krankheitssymptome“ unserer Gesellschaft, die jetzt offenbar werden und die es unmöglich machen (sollten!), danach zum „Business as usual“ zurückzukehren. Was sicherlich interessierte Kreise des überholten Systems versuchen werden. Aber dies wäre angesichts der vielen anderen Krisen, die sich jetzt gleichzeitig unleugbar zeigen, schlichtweg unverantwortlich! Die Kräfte, die das sehen, sollten sich JETZT äußern und zusammentun, um diese Krise in eine Chance umzuwandeln!
Ein krasses Beispiel aus meinem beruflichen Umfeld sind die zigtausenden Erntehelfer*innen. Sie ermöglichen, dass unser krankes System der Lebensmittelerzeugung jahrelang auf deren Kosten funktioniert hat – und zwar zu deutlich zu billigen Preisen für unsere LEBENS-MITTEL (wie der leider kürzlich verstorbene Karl-Ludwig Schweisfurth sie immer schrieb, als die „Mittel zum Leben“). Und jetzt droht dieses System zusammenzubrechen, weil die Erntehelfer*innen virustechnisch zu gefährlich sind…[jetzt lässt „man“ sie doch rein zu menschlich äußerst fragwürdigen Bedingungen und „Haltungsformen“]. Vorher malten Politiker ängstlich an die Wand, dass ohne die Erntehelfer*innen die Preise für Lebensmittel steigen würden! Das ist meiner Meinung nach aber der springende Punkt: „Die billigen Lebensmittel kommen uns teuer zu stehen!“ Diesen Satz haben wir in unserer Gießener Zeit schon vor Jahrzehnten geschrieben – jetzt wird es für alle offensichtlich: Die ökologischen und sozialen und auch gesundheitlichen Folgekosten einer billigen landwirtschaftlichen Produktion sind NICHT in den Preisen enthalten – sie werden auf andere Menschen bei uns und in anderen Ländern und Kontinenten, auf die Umwelt und auf die kommenden Generationen abgewälzt. Mit unermesslichen Schuldenbergen und ökologisch kaum je lösbaren Krisen wie dem Klimawandel, dem Artensterben und der Bodenerosion! Dies ist seit Jahrzehnten klar.
Konkret betrifft das ja nicht nur die finanziell ausgebeuteten Erntehelfer*innen, sondern auch die Kassierer*innen, Lagerarbeiter*innen, LKW-Fahrer*innen, die alle zu niedrig bezahlt werden. Und das gilt natürlich für alle diejenigen außerhalb des Ernährungsbereichs genauso zu, die Pfleger*innen usw. – auf die es jetzt auf einmal wesentlich ankommt, um uns in der Krise am Leben zu erhalten (ganz wörtlich gemeint). Auf einmal werden sie offenbar ganz neu als „systemrelevant“ erkannt – sie verdienen unverzüglich und danach die ihnen gebührende Anerkennung und die entsprechende Entlohnung! Hoffen wir akut, dass sie sich aufgrund ihrer hohen Gefährdung nicht in zu hoher Anzahl an Corona anstecken – sonst droht das System innerhalb bisher unvorstellbar kurzer Zeit wirklich zusammenzubrechen… -
Aber: wie wird es z. B. in Indien und Afrika, aber auch in Italien, Spanien, USA weitergehen? – hier besteht wirklich extreme Sorge! Uns geht es vergleichsweise in Deutschland mit einem gut funktionierenden Gesundheitssystem und wirtschaftlichen Hilfen „luxuriös“).
Ich denke, wir haben vielfältige Aufgaben, kurzfristig bei der Abwehr der immer noch (dank der ergriffenen Maßnahmen etwas abflachenden) exponentiellen Verbreitung des Virus mitzuhelfen durch Mitmachen bei den Ausgangsbeschränkungen – mittelfristig bei der Durchsetzung einer höheren Wertschätzung derjenigen, die für uns die „Knochenarbeit“ machen – und langfristig bei der anstehenden „Transformation der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit“. Daran sind Viele von uns schon aktiv dabei, aber es wird sehr wesentlich auf uns ankommen, das rechtzeitig voranzubringen!
In diesem Sinne: Bleiben wir gesund und aktiv!
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